Mikroaggression

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Mikroaggression (englisch microaggression) ist ein sozialpsychologischer Begriff, der 1970 von Chester Pierce geprägt wurde, um als übergriffig wahrgenommene Äußerungen in der alltäglichen Kommunikation zu beschreiben.[1] Darunter werden alltägliche Äußerungen verstanden, die an die andere Person bewusst oder unbewusst abwertende Botschaften senden, welche sich auf deren Gruppenzugehörigkeit beziehen.[2]

Die Debatte um Mikroaggressionen wird insbesondere in den USA geführt. Grundlegend ist der Ansatz des Psychologen Derald Wing Sue von der Columbia University. Er ist Ausgangspunkt der meisten wissenschaftlichen Arbeiten zu diesem Thema.[3]

Mikroaggressionen können nach Sues Ansatz in verschiedenen Formen auftreten:[4][5][6]

  • Mikroangriffe (microassaults). Ein Mikroangriff ist ein ausdrücklicher und vom Angreifer gewollter, verbaler oder nonverbaler Angriff, um den Angegriffenen herabzusetzen oder zu verletzen, der aber unter der Schwelle offen rassistischer Äußerungen oder Gewalttaten bleibt. Mikroangriffe ähneln dem klassischen, offenen Rassismus.[4] In der Forschung zur Mikroaggression spielen Mikroangriffe, vermutlich aus diesem Grund, keine Rolle[3].
  • Mikrobeleidigungen (microinsults). Mikrobeleidigungen sind Äußerungen, die sich durch Grobheit und mangelnde Sensibilität gegenüber der Herkunft oder Identität des Angegriffenen auszeichnen. Es handelt sich dabei um subtile Formen der Herabsetzung, die dem Angreifer nicht einmal selbst bewusst sein müssen, aber dessen Vorurteile aufdecken. Oft ist der Kontext entscheidend. Wenn etwa eine Person nichtweißer Hautfarbe für ihre gehobene sprachliche Ausdrucksweise gelobt wird, impliziert das laut Sue unterschwellig die Botschaft, dass dies eine Ausnahme sei. Mikrobeleidigungen können auch nonverbal sein, indem etwa Nichtweiße ignoriert oder nur beiläufig zur Kenntnis genommen werden.[4]
  • Mikroentwertungen (microinvalidations). Als Mikroentwertungen werden Ausdrucksformen bezeichnet, die Gedanken, Gefühle oder Wahrnehmungen der dadurch Angegriffenen ignorieren, ausschließen oder herabsetzen. Laut Sue liegt eine Mikroentwertung beispielsweise dann vor, wenn ein Weißer zu einer Person nichtweißer Hautfarbe sagt, für ihn würde Rasse keine Rolle spielen, da damit deren Identität negiert und ihre spezifischen Erfahrungen herabgespielt werden.[4]