Empathie vs. Mitgefühl: Empathie laugt aus, Mitgefühl gibt Energie

Es ist zehrend und anstrengend, das Leiden anderer empathisch mitzuerleben. Empathie in diesem Sinne ist erschöpfend. Anders, als viele denken, ist sie keine zwingende Voraussetzung für moralisches Handeln, sondern kann uns sogar die Energie und den Willen rauben, anderen zu helfen.

Deswegen ist es sehr wichtig, den Unterschied zwischen Mitgefühl und Empathie zu verstehen. Wenn wir Mitgefühl haben, handeln wir nicht aus empathischem Stress, sondern weil wir helfen wollen.

Buddhist:innen wissen das. Wie der britische Philosoph Charles Goodman in seinem Buch über buddhistische Ethik schreibt, unterscheiden buddhistische Texte zwischen „sentimentalem“ und „großem“ Mitgefühl. Ersteres bedeutet, dass man die Gefühle anderer Menschen mitfühlt. Dies gilt als erschöpfend und sollte vermieden werden. „Großes“ Mitgefühl ist distanzierter. Man sieht Leid und will helfen, ohne sich im Schmerz der anderen zu verlieren.

Das passt zu heutigen Erkenntnissen aus der Neurowissenschaft. „Mitgefühl entspringt einem evolutionär sehr alten Care-System in uns, es hat mit Fürsorge, Wärme und Liebe zu tun. Man leidet nicht mit, man hat eine starke Motivation zu helfen und verspürt oft positive Emotionen“, sagt Tania Singer, die in ihrer Forschung viel dafür getan hat, Empathie und Mitgefühl neurologisch voneinander abzugrenzen.