Glaubenssätze vs. Normen

Was ist der Unterschied zwischen Glaubenssätzen und Normen?

Glaubenssätze sind Annahmen oder Überzeugungen, wie die Welt funktioniert. Es handelt sich damit um „vermutete Kausalitäten“, die oft mit objektiven Wahrheiten verwechselt werden. Beispielhafte Formulierungen für Glaubenssätze wären „Wenn du ... machst, dann wird ... passieren.“ Oder auch: „Väter sind normalerweise ... als Mütter.“

Im Vergleich zu Glaubenssätzen sind Normen eher moralische Wertvorstellungen, die zwischen „richtig“ und „gutfalsch“ oder bzw. „falschgut“ und „schlecht“ unterscheiden, wobei es auch Zwitterformen geben kann. Schauen wir uns zunächst reine Normen an, also Normen ohne Glaubenssätze. Ein Beispiel:

Ein Beispiel: „Es ist falsch, mehr als fünf Minuten zu spät zu erscheinen." Das Wort „falsch“ ist ein Indikator für eine Norm, die alle Verspätungen unterhalb von fünf Minuten als „noch okay“ betrachten, jene darüber als nicht mehr akzeptabel. 

Beispiele für andere Normen wären: „Es ist angemessen, ältere Menschen zuerst zu grüßen.“ oder auch: „Es ist nicht okay, wenn eine Kollegin dauerhaft mehr arbeitet für das gleiche Gehalt.“

Eine Mischform beider Konzepte liegt vor, wenn eine Norm sich auf einen Glaubenssatz beruft. 

Ein Beispiel: „Es wäre falsch, jetzt die Dienstbesprechung zu verlängern, denn das würde fast nichts bringen." Bis zum zweiten Komma handelt es sich um eine Norm („Es wäre falsch“), aber dem zweiten Komma handelt es sich um einen Glaubenssatz bzw. eine Annahme („Es wird nichts bringen"). Beides ist fraglich, denn die Verlängerung ist zunächst einmal normativ in Ordnung (Es spricht vom Strafgesetzbuch nichts dagegen), und es steht in den Sternen, ob die Verlängerung tatsächlich nichts bringt.

Achte genau auf Äußerungen, denen Glaubenssätze oder Normen zugrunde liegen. Hilf deinem Team, sich beider Konzepte bewusst zu werden und unterstütze es dabei, die zugrunde liegenden Annahmen zu identifizieren und zu hinterfragen. Erschaffe auf diese Weise ein Kita-Team, das aufgeklärt, reflektiert und sprachlich eindeutig miteinander umgeht. Wenn ein Glaubenssatz vorliegt, etikettiere ihn vorsichtig als zunächst bloße (persönliche) Annahme bzw. Überzeugung, damit alle im Raum erfahren, dass es auch andere Auslegungen oder Interpretationen geben könnte. Auf diese Weise erschaffst du ein Umfeld voller Offenheit, Flexibilität und letztlich auch Kritikfähigkeit („Es könnte auch anders sein“). Wenn jedoch eine Norm vorliegt, etikettiere auch diese. Erfrage vorsichtig, aber zielgerichtet, welche moralischen Vorstellungen hinter dem normativen Urteil liegen, um auf diese Weise individuelle Präferenzen sichtbar zu machen und damit Konfliktpotenzialen vorzubeugen. Ob Glaubenssatz (Leitfrage: „Warum ist das so?“) oder Norm (Leitfrage: „Warum ist etwas angemessen?“), beide gilt es zu adressieren, damit aus ihnen keine Konflikte erwachsen.  

Hinweise:

https://www.nlp.at/begriffe/glaubenssaetze 

https://de.wikipedia.org/wiki/Soziale_Norm