„Stellen Sie sich vor, Sie lesen, dass bei einem Erdbeben in einem abgelegenen Land 2.000 Menschen ums Leben gekommen sind. Und erfahren dann, dass die tatsächliche Zahl der Todesopfer 20.000 beträgt. Fühlen Sie sich jetzt zehnmal schlechter? Wenn wir die Zahlen als bedeutsam anerkennen können, dann aus Vernunft, nicht aus Empathie“, meint Paul Bloom, Psychologie-Professor in Yale.
Empathie ist ein Schlaglicht, meint er, sie betrachtet Leid nicht breit, sondern konzentriert. In der Wissenschaft wird dieses Phänomen „Identifiable-Victim-Effekt“ (identifizierbares Opfer) genannt. Nach dem Schulmassaker in Sandy Hook, Newtown, im Jahr 2012, trafen Fluten an Blumen, Briefen und Geschenken von erschütterten Menschen ein – so viele, dass die Stadtverwaltung überfordert war. Allein 65.000 Teddybären und eine halbe Million Briefe wurden geliefert. An einen Ort mit 27.000 Einwohner:innen. Das Meiste musste verbrannt werden