Wenn du etwas ausführlicher sein willst als mit den 3W, geh über zur 4B-Formel – angelehnt an die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Marshall Rosenberg. Im Unterschied zur 3W-Formel beschreibst du die Wirkung hier zweifach: Erstens mit deinen unerfüllten Bedürfnissen und zweitens mit der dadurch ausgelösten unangenehmen Befindlichkeit. Dadurch entstehen vier Schritte:
- Beobachtung: Was hast du gesehen oder gehört?
- Befindlichkeit (im Sinne von Emotion): Welche unangenehmen Emotionen hat deine Beobachtung bei dir ausgelöst?
- Bedürfnisse: Welche deiner Bedürfnisse sind aufgrund deiner Beobachtung nicht erfüllt?
- Bitte: Welches Anliegen hast du in Bezug auf dein Gegenüber? Die 4B-Formel kannst du bei jenen Menschen einsetzen, die vergleichsweise aufgeschlossen für innere Befindlichkeiten sind. Die 3W-Formel eignet sich eher für jene, die dir analytisch, sachlich und verschlossen erscheinen.
Weitere Anregungen hinsichtlich der vier Schritte:
1. Wahrnehmung/Beobachtung
Erwähne stets nur das, was eine Videokamera sehen oder hören würde: neutral und bedürfnisfrei. Verzichte auf jegliche subjektive Färbungen, die dein Gegenüber einladen können, sie als Vorwürfe zu deuten (siehe auch 2.3). So gibt es beispielsweise keinen grimmigen Gesichtsausdruck (das wäre eine Bewertung), sondern lediglich einen Blick, bei dem die Stirn inFalten gelegt ist oder die Augen vielleicht etwas zusammengezogen sind. Formuliere deine Beobachtung stets so, dass dein Gegenüber dir leicht zustimmen kann. Mach ihm ein »Nein« unmöglich.
2. Befindlichkeit (Gefühle)
Bleibe bei echten Emotionen. Pseudoemotionen haben häufig die Eigenschaft, als versteckte Vorwürfe missverstanden zu werden. Statt »Ich bin enttäuscht« zu sagen, benenne lieber konkret deine Gefühle und den Grund dafür: »Ich bin sauer und auch traurig, wenn …« (auslösende Beobachtung). Der Vorteil: Du übernimmst volle Verantwortung für deine emotionale Reaktion, und du gibst dem anderen keine Rätsel auf.
3. Bedürfnis
Unterscheide Bedürfnisse von Strategien (siehe auch 5.5). Bedürfnisse bezeichnen das, was dir fehlt (zum Beispiel Anerkennung, Freiheit, Sicherheit, Wahrnehmung etc.). Sie entstehen durch Mangelerfahrungen. Strategien hingegen sind das, was du tust oder andere tun sollen, damit deine Bedürfnisse befriedigt werden. Bei den Bedürfnissen haben wir streng genommen keine Alternative. Wenn du Wahrnehmung willst, willst du gesehen werden. Das »ob« ist also gesetzt, nicht aber das »wie«. Hier kommt die Strategie, die Verhaltensweise im Außen, ins Spiel. Du kannst über einen Blick, ein Lächeln, einen Handschlag etc. wahrgenommen werden. Du siehst: Die Wahrnehmung ist gesetzt, bei der Umsetzung entstehen Spielräume.
4. Bitte/Wunsch
Richte die Bitte an dein Gegenüber im Wissen, dass er sie auch ablehnen kann. Verwechsle Bitten nicht mit Erwartungen oder Forderungen. Eine mögliche Formulierung hierfür: »Auf die Gefahr hin, dass du mir meine Bitte nicht erfüllst: Ich wünsche mir, dass du …« Zudem hat sich in der Praxis bewährt, dass du zugleich einen Wunsch an dich selbst formulierst, damit dein Gegenüber sich nicht am Pranger stehen sieht. Damit deutest du an, dass es um Teilverantwortung geht. So könntest du beispielsweise anbieten, dass du beim nächsten Mal früher Rückmeldung gibst, damit der andere dich früher wahrnehmen kann.